Sturmtöchter

Wenn die Mutter der Weisheit ihr Auge verschließt
erwachen die Töchter der Stürme
Erst weht deren schauriger Ruf übers Land
dann verlassen sie schweigend die Türme

Mit schneeweißen Schwingen und blitzenden Krallen
sie rauschen wie Blätter im Wind
Es verlangt sie nach Anmut und schönen Gesängen
Die Jagd nach dem Liebsten beginnt

Sie umgarnen voll Lust den erwählten Gemahl
und ihr Kuss dringt ihm tief in den Geist
dort verwirrt er das Denken zu sinnlosem Zwirn
bis sirrend der Faden zerreißt

Sie tragen ihn fort aus dem Kreis der Vernunft
und binden sein Wissen im Spiegel
Sein Atem sich bricht zwischen Glas und dem Licht
eine Träne aus Blut dient als Siegel

Er singt nun der Sturmtöchter Lied im Palast
wo säuselnd die Schwestern verharren
Sie lauschen besänftigt dem irdischen Klang
und dem schallenden Lachen des Narren

Dich spüren

Dich spüren
wie das Atmen der Sterne
über windstiller See
Ein Gefühl
nicht von dieser Welt
und nicht für sie gemacht

Nachtwache

Dunkelheit
liegt auf der Stadt wie ein
Teich
und ich sinke
hinab
bis zum Grunde
dort
lieg ich wach und warte
auf Morgen

Wilde Ideen

Wilde Ideen und freie Gedanken
plätscherten lustig und strömten dahin
tauchten hinunter in schaurige Tiefen
kehrten zurück und ergaben dann Sinn

Gullinborsti

Einst nahmen die Alben den Lehm aus der Erde
und sie nahmen das Gold aus dem Berg
um in Esse mit Feuer und kundigen Händen
zu schmieden ein sagenhaft Werk

Sie schufen den Eber mit goldenen Borsten
und ihr Zaubergesang ihn erweckt
Sein Gebaren ist wild und mit glühenden Augen
sich zeigt welche Kraft in ihm steckt

Die Alben dann brachten das edle Geschenk
ihrer Mittsommerkönigin dar
und der Tochter der Sonne gefiel er gar sehr
doch hört was dann weiter geschah:

Sie beugt sich herab und sie küsst ihm die Stirn
und verwandelt das wütende Tier
Nun ein kräftiger Jüngling in goldnem Gewand
mit Feuer im Blick steht vor ihr

Sein Herz ist entflammt und verlangt nur danach
ihr zu dienen in Liebe allein
Ihr gefällt was sie sieht und sie reicht ihm den Kelch
heut Nacht ihr Geliebter zu sein

Sie teilen das Sommernachtsfeuer der Lust
und sie teilen den Segen der Erde
denn die Kraft seiner Lenden bringt Reichtum dem Schoß
und fruchtbar sind Felder und Herde

Nun streift er durchs Land als der goldene Eber
Gullinborsti - sein Name bringt Glück
Doch gehört nur der Königin treu seine Liebe
An Mittsommer kehrt er zurück



Herbstbraut

Im Abendlicht sieht sie den Fremden
dort auf dem Felde stehn
Die Blätter rascheln auf den Wegen
und kühle Winde wehn

Kaum hörbar ruft er ihren Namen
doch sie lauscht wie gebannt
die Sehnsucht öffnet sich im Herzen
und sie reicht ihm die Hand

Er führt hinaus sie auf die Felder
und fordert sie zum Tanz
Ein Lied erklingt von bittrer Süße
wie seiner Augen Glanz

Dann schenkt er ihr drei letzte Ähren
im blutgen Abendrot
als Herbstbraut wird sie sich vermählen
dem schönen Junker Tod

Krähenklatsch

Als heute im Café ich saß
´ne Krähe kam vorbei
Wir sprachen über dies und das
erzählten Allerlei

Dann teilten wir ein Kuchenstück
und nahmen dazu Sahne
Ach nichts geht über Kaffeeglück
mit einer Krähendame


Hexentanz

Mit Nebelfingern öffnet sich der Schleier
Der Träume trennt von lichter Tag Gedanken
Ich tauche ein und steh am Silberweiher
Das Ufer einsam zwischen Efeuranken

Der Mond erblickt mich wie ein Auge klar
Um mich ein Wald, den alter Zauber schuf
Der Bäume Wachsamkeit wirkt sonderbar
Und Geisterstimmen trägt der Eule Ruf

Mich schaudert bei dem Schrei, den ich vernommen
Des Waldes Dunkel selbst erwacht zum Leben
Dann hör ich schlurfend Schritte näher kommen
Sie lassen mich im Innersten erbeben

Des Weihers Kreis betritt ein altes Weib
So weiß das Haar, das Kleid wie schwarze Nacht
Sie stützt ein Stab, gebrechlich scheint der Leib
Doch zeitlos lodert ihrer Augen Macht

Ihr Blick trifft mich, erfasst mein ganzes Wesen
Kein bunter Tand besteht vor diesem Wissen
Sie scheint im Grund des Herzens mir zu lesen
Nimmt meine Hand und ich werd fortgerissen

Wir tanzen übers Wasser auf den See
Und ihre Augen halten mich gebannt
Wir singen Worte, die ich nicht versteh
Doch glaube ich, sie wären mir bekannt

Sie lässt mich los und dennoch tanz ich weiter
Ich spür das Lied der Tiefe mich durchdringen
Ich dreh mich, wirble, mein Gemüt wird heiter
Die fremden Worte ganz vertraut schon klingen

So ziehn wir miteinander unsre Kreise
Im Einklang der sich zwischen uns erhebt
Ein jede tanzt auf ihre Art und Weise
Im Zauber, der das Muster in uns webt

Zuletzt sink ich erschöpft am Ufer nieder
Da aus dem Weiher steigt ein warmes Licht
Ich seh hinein und ich erkenn mich wieder
Als ob in mir ein neuer Tag anbricht

Ich sehe, was das Zauberlied gerufen
Was wir heut Nacht in wildem Tanz beschworn
Ein uralt Wesen, das wir neu erschufen
Es geht durch keinen Schleier mehr verlorn

Regen

Schonwieder Regen.
Immer nur Regen, Regen,
Regen, Regen - ach!

Rechte

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Dieses Werk bzw. Inhalt steht unter einer

Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz

.

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Kommentare

Verehrter irrer Drache
...gern will ich Ihrem Anliegen nachkommen, durchaus...
Elli Crown - 20. Apr, 15:35
another message from...
verehrte elli crown, noch immer vermisse ich schmerzlichst...
Drago (Gast) - 2. Apr, 19:24
message from a weird...
ich liebe diese seite - und ich vermisse inzwischen...
drago (Gast) - 10. Jan, 14:02
Sehr schöne Komposition!...
Sehr schöne Komposition! Klare Worte für ein doch eher...
Ash (Gast) - 4. Feb, 15:10

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